Kaufberatung Gleitschirme
EN-Klassifizierungen:
EN-A: Passive Sicherheit und fehlerverzeihendes Flugverhalten
Gleitsegel dieser Klassifizierung besitzen ein Maximum an passiver Sicherheit und fehlerverzeihendem Flugverhalten.
Die Stabilität dieser Gleitschirme ist sehr hoch und bietet somit eine gute Widerstandsfähigkeit gegen abnormale Flugzustände. Kritische Flugsituationen entstehen gänzlich durch Pilotenfehler. In vielen Fällen führt erst eine Kaskade von Fehlerursachen zur Katastrophe. Anfänger und Gelegenheitsflieger sind besonders anfällig, meteorologische oder technische Flugfehler zu begehen. Diese Aussage resultiert aus mehreren tausend Schulungsflügen pro Jahr die wir grundsätzlich auf Geräte der Gütesiegelklasse EN A durchführen.
Aufgrund dieser hohen Kompetenz der Papillon Flugschulen empfehlen wir diese Klasse Piloten aller Könnensstufen, vom Einsteiger bis zum Streckenflieger, die einen besonderen Wert auf höchstmögliche passive Gerätesicherheit legen.
Piloten mit einer Flugerfahrung von weniger als 20 Stunden pro Jahr empfehlen wir grundsätzlich Gleitschirme der Klassifizierung A.
EN-B: Für erfahrene Thermik- und Streckenflieger
Diese Klasse bietet das weitaus größte Spektrum im Gleitschirmsport. International haben EN-B Schirme zwar den größten Marktanteil, führen aber auch am häufigsten zu Überforderungen der Piloten. Die meisten Lehrer des Lehrteams fliegen in ihrer privaten Zeit EN-B Schirme. Der intensive Austausch zwischen Lehrern, Herstellern und Verbänden ergibt auch hier ein Ranking. Die Bandbreite reicht von den sogenannten Low-Level B-Schirmen, die teilweise als Schulungstauglich propagiert werden, bis zur absoluten High-End-Streckenflugmaschine, die nach strengeren Testkriterien schon als Hochleister eingestuft würden.
Wir empfehlen diese Klasse nur für erfahrene Thermik- und Streckenflieger mit B-Lizenz, die regelmäßig fliegen und die über fortgeschrittene theoretische und flugtechnische Kenntnisse verfügen. 30- 50 Flugstunden pro Jahr, ein erfolgreich abgeschlossenes Sicherheitstraining sowie ein perfektes Groundhandling sind Mindestvoraussetzungen.
EN-C: Für sehr routinierte Piloten mit regelmäßigem Training und langjähriger Flugerfahrung
Die
neue EN-C- Klasse ist nur für sehr routinierte Piloten mit regelmäßigem
Training über Wasser zu empfehlen. Piloten mit EN-C- Schirmen müssen
über perfektes Groundhandling, langjährige Erfahrung in ihren
Fluggebieten, einige hundert Flugstunden und umfassendes
meteorologisches Wissen verfügen.
Testen: Gerade
routinierte Piloten versuchen mittels eigener Testflüge ihre neue
Gerätewahl zu ermitteln. Diese sogenannten Testflüge werden allerdings
nach Unfällen häufig als Entschuldigung in den Unfallmeldungen
verwendet. Sicheres Ausprobieren fängt auch für erfahrene Piloten am
Boden an. Klapper oder extreme Manöver sollten nur unter fachkundiger
Anleitung über Wasser erfolgen.
Warnung: Wir
haben EN-C- Schirme getestet, die anspruchsvoller sind als frühere
DHV3er. Da die Zielgruppe Piloten mit langjähriger Flugerfahrung sind,
sollten alle Kandidaten Erfahrung von damaligen DHV2ern mitbringen.
Obwohl aus der Zulassung eine vermeintlich ordentliche Bewertung
hervorgehen konnte, lassen sich die neuen ENC Schirme zum Teil überhaupt
nicht mit den früheren DHV2ern vergleichen.
Zusammenfassung: Die Papillon-Shops können aus Sicherheitsgründen grundsätzlich Schirme dieser Kategorie nicht empfehlen.
Das
Gütesiegel wird hier als Muster ohne Wert interpretiert. Der Verkauf
erfolgt daher nur an außergewöhnlich routinierte Piloten, die persönlich
bekannt sind oder ihre Eignung im OLC und diversen Sicherheitstrainings
unter Beweis stellen konnten.
Piloten, die EN-C- Schirme
fliegen, sind aufgrund dieser Gerätewahl automatisch Extremsportler. Nur
rund 20%aller Piloten wählen Gleitschirme aus den Klassen EN-C und
EN-D, beanspruchen aber mehr als 60% aller Unfälle – trotz aller
Erfahrung.
EN-D: Nur für Wettbewerbspiloten
Geräte dieser Kategorie werden vornehmlich von Wettbewerbspiloten geflogen. Testpilotenkenntnisse und professionelles Wissen im Flugsport bilden dabei die Grundvoraussetzungen. Es sind nur wenige Piloten bekannt, die über viele Jahre hinweg entsprechend viele Flugstunden in dieser Klasse ohne Unfälle sammeln konnten. Selbst auf der Europameisterschaft 2012 stürzten während eines Wettkampfes mehr als 12 international qualifizierte Gleitschirmpiloten unter ihren Wettkampfgeräten ab.
Daher sind diese Geräte grundsätzlich nicht zu empfehlen. Allen Piloten müssen die eklatanten Risiken klar sein.
Persönliche Einschätzung des Geschäftsführers:
Nationalen
und internationalen Verbänden wurde vom Betreiber dieses Shops
empfohlen, die Austragung von Wettbewerben in dieser Experimentalklasse
einzustellen.
Der Autor blickt auf 5000h absturzfreie
Flugstunden und mehr als 10 nationale Streckenflugtitel zurück. In den
1990er Jahren flog er selbst 3er (vgl. D-Schirme). Im Laufe der Jahre
stürzten jedoch viele persönlich bekannte Piloten unter diesen Schirmen
ab. Seit vielen Jahren fliegt er aus Überzeugung ENB Schirme, die ihm
die Freude und Leidenschaft am Fliegen auch als Papa nach nunmehr über
25 Jahren erhalten haben.
2009 gelang ihm sein größter
Wettbewerbserfolg. Er gewann in einem Teilnehmerfeld von über 100
Piloten die Hessische Landesmeisterschaft mit German Cup unter einem
EN-B-Schirm mit 30% Punktvorsprung vor dem 2. Plazierten mit einem
EN-D-Gerät. Grund für das deutliche Abschneiden nach 5 Durchgängen war
einfach nur die Tatsache, dass die vielen EN-D- Piloten in der stark
thermischen Luft ihren Geschwindigkeitsvorsprung nicht nutzen können.
Oben, Unten, Mitte: Welcher Gewichtsbereich ist der richtige für mich?
Alle Gleitschirme haben einen unteren und einen oberen Gewichtsbereich, in deren Grenzen sie ihre Zulassung bekommen haben.
Manche Hersteller geben dabei einen empfohlenen und einen erweiterten Gewichtsbereich an. Hier kommt es dann schon einmal zu Interpretationsschwierigkeiten.
Unterer Gewichtsbereich
Im unteren Gewichtsbereich fliegen die Gleitschirme etwas langsamer, sinken weniger, heben leichter ab, lassen sich leichter landen und steigen in der Thermik besser. Außerdem sind sie im Extremflug – sofern es dazu kommt – noch sicherer, als es die EN-A-Klasse ohnehin schon ist.
Diese Eigenschaften werden auch durch den Einsatz leichter Tücher erzielt. Dies führt dazu, dass leichte Gleitschirme im unteren Gewichtsbereich für Genuss- und Hobby-Piloten besonders angenehm, weil entspannt und für den Gleitschirmsport maximal sicher zu fliegen sind.
Mittlerer Gewichtsbereich
Der mittlere Gewichtsbereich ist für alle Piloten zu empfehlen, die beispielsweise gerne in Starkwindgebieten, wie etwa an Küsten oder in den Alpen fliegen.
Der obere Gewichtsbereich hingegen fördert die Geschwindigkeit, Agilität und Kurvenfreudigkeit. Erfahrene Piloten haben mit ihren A-Schirmen im oberen Gewichtsbereich viel Spaß. Nicht selten werden sie auch zum Einstieg in Kunstflugmanöver genutzt.
Oberer Gewichtsbereich
Der obere Gewichtsbereich hingegen fördert die Geschwindigkeit, Agilität und Kurvenfreudigkeit. Erfahrene Piloten haben mit ihren A-Schirmen im oberen Gewichtsbereich viel Spaß. Nicht selten werden sie auch zum Einstieg in Kunstflugmanöver genutzt.
Der obere Gewichtsbereich ist in höheren Klassen zunehmend von Bedeutung. Wollen Piloten in möglichst kurzer Zeit große Distanzen im Streckenflug zurücklegen, ist der obere Gewichtsbereich entscheidend. An Tagen mit weiten XC-Distanzen geht es nicht um 0,1 m Steigen pro Sekunde, sondern um Gleiten und Geschwindigkeit gegen den Wind. Das gilt insbesondere bei Flügen in den europäischen Alpen.
Daher gibt es zwei Empfehlungen:
Für die erfahrenen Piloten sind die oberen Gewichtsbereiche interessanter als für die Anfänger oder entspannten Piloten aus der Wochenend- und Genussfliegerszene.
Im mittleren Gewichtsbereich wird man in aller Regel immer die richtige Wahl treffen.
Und ganz ausdifferenziert empfehlen wir Anfängern den mittleren bis unteren Gewichtsbereich - und sportlich ambitionierten Piloten den mittleren bis oberen Gewichtsbereich.
Viel Spaß und schöne Flüge,
Andreas Schubert